Kresch-Theater am MEG: Frauen und die NS-Zeit

(von Fabian Eßer aus der Q2)

Für die Schülerinnen und Schüler der Q2 gestaltete sich der Unterricht am 25.10.2022 etwas anders als gewöhnlich. An diesem Tag ermöglichte ihnen eine Kresch-Theater Aufführung tiefgehende Einblicke in das durch den Nationalsozialismus geprägte Leben zweier Frauen.

Seit letztem Schuljahr arbeitet das MEG gerne mit dem Kresch-Theater zusammen. Im Zuge dessen entstand auch die Idee dieser Aufführung am MEG.

Während des Nationalsozialismus trieb ein ideologischer Wahn Deutsche zu grausamsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es ist unsere Pflicht die Geschehnisse unserer Geschichte kritisch zu hinterfragen, zu lernen und uns zu erinnern. Nie mehr darf eine deutsche Gesellschaft zulassen, dass jene Gedanken politisches Handeln lenken. Bei Diskussionen über die NS-Zeit vernachlässigen wir häufig die Rolle der Frauen. Was waren ihre Gedanken zur NS-Ideologie? Welche Möglichkeiten zur Einflussnahme hatten sie? Inwiefern ging ihr wirken über das von den Nazis dogmatisch angestrebte Bild der Hausfrau, die ihren Mann umsorgt und Kinder gebärt, hinaus? Wegen solcher Fragen thematisierte die Aufführung das Leben zweier Frauen.

Sophie Scholl, portraitiert von Christina Wouters, und Magda Goebbels, gespielt von Christina Bayerhaus, betreten nacheinander die Bühne in unserem Forum am MEG. Sophie Scholl beschreibt, wie sie von der Aufbruchsstimmung und dem nationalsozialistischen Bund Deutscher Mädel (NS-Jugendorganisation) begeistert war, diese Begeisterung allerdings mit Hitlers Vernichtungskrieg in Ablehnung unterging. Sie berichtet vom Widerstand, ihrer Hoffnung etwas zu Bewegung und letztendlich von dem großen Opfer, dass sie brachte. Mit Magda Goebbels bekommen die Schülerinnen und Schüler eine kalte, stramme und ideologisch vollständig überzeugte Frau zu Gesicht. Sie beleuchtet, wie sie in die Machenschaften Hitlers involviert war, wie sie von den grausamen Verbrechen wusste, wie sie eigentlich viel mehr Interesse an Hitler, als an ihrem Ehemann hatte und wie sie ihre Kinder im Führerbunker tötete – aus Angst man könnte ihnen etwas antun oder aus der Überzeugung, dass ein Leben ohne Nationalsozialismus nicht lebenswert sei.

Diese Theateraufführung war eine eindringliche Erfahrung für alle Schülerinnen und Schüler. Sie zeichnete ein klares Bild der beiden historischen Figuren und brachte sie den Schülerinnen und Schülern auf einer persönlichen Ebene nahe. Durch die beeindruckenden schauspielerischen Fähigkeiten der Darstellerinnen konnte man einen kleinen Einblick in die Gedankenwelt zweier Frauen im Nationalsozialismus gewinnen.

Eine anschließende Debatte mit den Darstellerinnen und der gesamten Stufe über Interpretationsansätze, Motive und historische Abläufe rundete die Aufführung ab. An diesem Tag war den Schülerinnen und Schülern des Michael-Ende-Gymnasium auf ganz anderer Weise ein wichtiger Teil der Geschichte nähergebracht worden.

Dafür möchte ich mich im Namen der gesamten Q2 herzlich bei den Darstellerinnen sowie dem Kresch-Theater in Krefeld bedanken!